02.08.2018 Apple-Konzernchef Tim Cook hat angekündigt, dass der kontaktlose Bezahldienst Apple Pay noch Ende des Jahres in Deutschland eingeführt werden soll. Damit möchte der Technologiegigant aus Cupertino endlich in den hiesigen mobilen Zahlungsmarkt einsteigen und von dem Boom in der Nahfeldkommunikation profitieren.

Google Pay und Sparkassen-App bereits am Start

Apple gesellt sich vergleichsweise spät zu den Anbietern von kontaktlosen Bezahldiensten – zumindest auf dem deutschen Markt. In den USA startete der Dienst bereits 2014 und auch in vielen europäischen Ländern kann man seit einiger Zeit mit Apple Pay bezahlen. Da sich hierzulande die Partnersuche bei den Bankhäusern als schwierig offenbarte, verzögerte sich der Start. Vor allem die Transaktionsgebühr, die Apple für seinen Mobile Payment Service verlangt, war vielen Geldinstituten ein Dorn im Auge. Inzwischen hat sich die Situation allerdings verändert, da immer mehr Anbieter auf den Markt drängen und das Feld vielfältiger gemacht haben.

Bereits vor einem Monat starteten über 300 Sparkassen in Deutschland eine App, mit der Androidnutzer ihre Girokarte auf dem Smartphone verknüpfen können, um so an diversen Kassensystemen, die mit der nötigen Technik ausgestattet sind, zu bezahlen. Viel Aufmerksamkeit hat auch Google mit seinem Konkurrenzangebot Google Pay auf sich gezogen. Mit der multifunktionalen App, die mehrere Dienste unter einem Dach vereint, lassen sich nicht nur Einkäufe tätigen, sondern auch kleine Geldbeträge an Freunde oder andere Kontakte verschicken. Letzteres steht deutschen Nutzern allerdings noch nicht zur Verfügung.

Vielfältige Anwendungsbereiche dank NFC-Technologie

Um das kontaktlose Bezahlen zu ermöglichen, kommt NFC zum Einsatz. Das steht für „Near Field Communication“ und bezeichnet, wie der Name schon verrät, eine auf kurze Distanz ausgelegte Drahtloskommunikationstechnologie. Wenige Zentimeter nur beträgt die Reichweite zur elektromagnetischen Datenübertragung, was NFC für mobiles Bezahlen sicherer macht als beispielsweise Bluetooth.

Doch NFC eignet sich für viel mehr als nur bequemes Bezahlen – sowohl im analogen wie im digitalen Handel. Über die Technologie lassen sich beispielsweise Fahrkarten zur Kontrolle abrufen, WLAN-Netzwerke verbinden oder Dateien zwischen mobilen Geräten austauschen. Technisch möglich ist auch, Türschlösser zu bedienen. So können beispielsweise Autotüren über das Smartphone geöffnet und verschlossen werden. Das Handy als Autoschlüssel – Mercedes bietet einen solchen Service bereits an.

Zu spät auf den Zug aufgesprungen?

Natürlich ist man sich bei Apple schon lange der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der NFC-Technologie bewusst. Trotzdem kann man diese bisher nur für den hauseigenen mobilen Bezahldienst nutzen. Und das obwohl NFC-Chips bereits seit dem Start von Apple Pay in den USA in jedem iPhone (auch die Apple Watch verfügt über den Chip) seit dem iPhone 6 verbaut werden. Für andere Anwendungen ist der Chip (noch) gesperrt.

Das könnte sich bald mit Einführung des neuen Betriebssystems iOS 12 ändern, das im Juni auf der Entwicklerkonferenz WWDC (Worldwide Developers Conference) im kalifornischen San Jose vorgestellt wurde. Mit iOS 12 soll Apple-Nutzern dann die volle Bandbreite der NFC-Anwendbarkeit zur Verfügung gestellt werden.

Die Frage bleibt, wieso Apple so zögerlich reagiert. Gut möglich, dass man NFC einfach nicht für durchsetzungsfähig gehalten hat. Schließlich lassen sich viele der Funktionen, für deren Nutzung sich NFC eignen würde, bereits über Apple-eigene Dienste ausführen – allerdings per Bluetooth-Verbindung. Andererseits ist es nicht unüblich für Apple, seine Produkte für externe Entwickler zu sperren. So schützt das Unternehmen die Hoheit über seine Innovationskraft und behält die Kontrolle über wirtschaftliche Entwicklungen.

In jedem Fall wird mit Apple Pay das Angebot auf dem mobilen Bezahlmarkt zukünftig vielfältiger. Inzwischen hat die Deutsche Bank erklärt, mit Apple zu kooperieren und den Bezahldienst Ende 2018 auf den deutschen Markt zu bringen. Auch die Commerzbank zeigte sich gesprächsbereit.