19. Sep 2018 Amazon im Visier der EU-Kommission

Die Händler auf der Verkaufsplattform von amazon wurden kürzlich von der EU-Kommission kontaktiert. Grund für die Kontaktaufnahme ist die Untersuchung von möglichen Rechtsverstößen seitens des Unternehmens – das behauptet die Kommission zumindest in einem offiziellen Statement. Der Internetriese soll sensible Daten von den Käufen über Drittanbieter zum Zweck der Marktanalyse missbraucht haben.

Alle Fakten zur Untersuchung
Wettbewerbsrechtliche Verstöße werden amazon aktuell vorgeworfen. Aus diesem Grund hat die EU-Kommission Fragebögen an zahlreiche Händler auf amazons Verkaufsplattform angeschrieben. Im Kern dreht sich die Befragung vor allem darum, wie die Plattform mit den Daten der Kunden umgeht, welche über die zahlreichen Händler Produkte kaufen. Zahlen und Fakten, welche aus diesen Transaktionen hervorgehen, dürfen von amazon theoretisch nur dazu genutzt werden, um den eigenen Service speziell für Einzelhändler zu verbessern. Untersagt ist es hingegen, dass das Unternehmen die Daten für eigene Zwecke missbraucht. Der Verdacht liegt nahe, dass amazon die entsprechenden Informationen auch dafür nutzt, sein eigenes Marketing bzw. die eigenen Verkäufe zu optimieren. Möglicherweise möchte das Unternehmen seine Kunden und deren Bedürfnisse mithilfe der Daten besser einschätzen lernen – was nicht erlaubt wäre.

Händler auf dem amazon Marketplace sind erster Ansprechpartner
Die Untersuchung der EU-Kommission gilt bisher nicht als offiziell. Weil die Institution der Sache aber nach eigener Aussagte trotzdem nachgehen wolle, möchte sie sich ein Bild von der Lage auf dem Marktplatz machen. Die Kommission ist berechtigt dazu, die Auskunft von den Händlern auf dem Marketplace zu verlangen, weil es sich um wichtige Informationen handeln könnte, sofern es in Zukunft zu einer Ermittlung kommen sollte. Ob das wahrheitsgemäße Ausfüllen der betreffenden Fragebögen allerdings verpflichtend ist, darf bezweifelt werden. In ihrem eigenen Interesse sollten die Einzelhändler die Formulare trotzdem ohne zu zögern ausfüllen. Nur so kann geklärt werden, ob es weiteren Handlungsbedarf seitens der Kommission gibt.

Chef von amazon sieht keine Probleme
Jeff Bezos, der Gründer und Präsident des Internetriesen amazon, nimmt die Befragung hin und sieht das ganze Problem eher gelassen. Bereits im Jahr 2017 wurde die Handelsplattform von der Kommission untersucht und musste infolge dessen eine satte Nachzahlung von 250 Millionen Euro leisten, da zu wenig Steuern bezahlt worden waren. Vergünstigungen hatten gegen Beihilfevorschriften der EU verstoßen und mussten entsprechend nachgezahlt werden. Dieser Zustand lag darin begründet, dass amazon bis 2015 alle Gewinne in Luxemburg versteuert hatte. Dies wird inzwischen anders gehandhabt.

Sogar in den USA gibt es zahlreiche Kritiker des Konzerns, welche ebenfalls auf den Wettbewerb betreffende Regulierungen hinweisen. Bezos begegnet dieser Kritik betont gelassen, indem er versichert, dass amazon einfallsreich sei. Unabhängig davon, welche Regulierungen zukünftig in Kraft treten werden – der Internetgigant würde eine Möglichkeit finden, seine Ziele zu verwirklichen und die Kunden zufriedenzustellen. Diese Aussage hat Jeff Bezos offiziell im Rahmen einer Veranstaltung des Economic Club in Washington gemacht.